Spreewald Kanotour
Unsere Kurzreisen Kanutour sollte uns durch den oberen und unteren Spreewald und dann weiter die Spree abwärts bis in die Berliner Gewässer führen. Aufgrund der ungünstigen Wetterverhältnisse haben wir unsere Route schließlich geändert und sind über die Dahme in die Teupitzer Seen geschippert. Wie immer auf Kanutouren hatten wir Naturerlebnis pur. Mehr über die gefahrene Strecke, wie genau die Wasserwanderkarten sind und wie wir unverhofft doch noch in den Genuß echten Rallyefeelings kamen könnt Ihr hier lesen.
Beginnen sollte unsere Tour in Leipe, einem kleinen und bestens für Tagesausflüge geeigneten Ort mitten im Oberspreewald. In unserer Wasserwanderkarte ist hier ein Campingplatz eingezeichnet. Wir fanden diesen dann auch, obwohl es kein Hinweisschild an der Straße gibt. Man fährt einfach die Hauptstraße durch Leipe, und dort, wo es mit dem Auto nicht mehr legal weitergeht, befindet sich der „Spreewaldhof“, ein Gasthof mit Pension und Ferienhaus.
Auf dessen Grundstück sind auch Camper willkommen. Sanitäranlagen sind vorhanden, leider wurden sie nicht täglich gepflegt. Das kann vielleicht daran liegen, daß wegen des schlechten Wetters nicht allzuviel Gäste da waren. Die Gaststube bietet eine sehr gute Küche mit ortstypischen Speisen. Ein idealer Ort also, um in den Urlaub zu starten.
1.Tag
Zur Eingewöhnung starten wir von Leipe aus zu einer kleinen Tour durch den oberen Spreewald. Sie führte uns über die Hauptspree, Stauenfließ, Wildbahnkanal, Burg-Lübbener-Kanal und Schappick.
Obwohl wir eine Wasserwanderkarte dabei haben grübeln wir einige Male, welcher nun der richtige Weg ist. Teilweise stimmt die Beschilderung der Kanäle überhaupt nicht mit der Karte überein (oder umgekehrt?). Auch sind die Tafeln manchmal so angebracht, daß man raten muß, welcher Kanal denn nun gemeint ist.
Einen kleinen Glücksgriff haben wir damit getan, unsere Tour montags zu beginnen. So begegnen wir nur wenigen Spreewaldkähnen mit Touristen. Sicherlich liegt das auch am Wetter, denn es ist ziemlich kalt und regnet auch gelegentlich. Dafür haben wir Ruhe vor den Mücken. Nach gut 3 Stunden legen wir wieder in Leipe an, auch ohne GPS haben wir uns letztlich zurück gefunden.
2.Tag
Am 2. Tag galt es nun, Kilometer zu machen. Dabei wollten wir nicht gleich übertreiben und nahmen Lübben als Ziel. Das sind nur 17 Kilometer, auch für ungeübte Paddler kein Problem. Allerdings legten wir unfreiwillig noch ein paar Kilometerchen drauf.
Wir beschlossen, auf der Hauptspree zu fahren. Das ist vielleicht nicht die landschaftlich schönste Tour, aber so sparen wir uns ständige Zickzack-Routen. Bis Lübbenau ging alles glatt, das Spreeufer ist wild bewachsen und bot uns Schutz vor dem Wind, der uns die ganze Woche über keine Ruhe lassen wollte. Bei gelegentlichen Schauern suchen wir Schutz unterm Blätterkleid, das zum Teil weit über das Wasser ragt. Je mehr wir uns Lübbenau nähern, umso dichter wird der Kahnverkehr. Da die gewerbliche Kahnfahrt immer Vorrang hat, müssen wir öfter eine Pause einlegen.
Die Hauptspree fließt um den Stadtkern von Lübbenau herum, also hoffen wir, bald den Trubel hinter uns zu lassen. Ein Schild „Wehranlage, Befahren verboten “ irritiert uns etwas, und wir biegen in einen Kanal ein, der links abgeht. Damit beginnt eine kleine Odyssee, die uns mindestens zwei Stunden Verzögerung und etwa 6 Kilometer zusätzlicher Arbeit beschehrt. Schuld sind wir zum Teil selbst, weil wir vergessen, daß wir eigentlich immer nur stromab zu fahren brauchen. Trotzdem, die Karten, die uns zur Verfügung stehen, lassen hier alle Fragen offen. Schließlich gelangen wir an eine Schleuse, und wir finden auch ein Schild mit dem Namen „Kramske“.
Die Kramske gibt es sogar auf unserer Karte, nur in welche Richtung fließt sie nun?! Wir schleusen schließlich flußabwärts, gelangen bald darauf an einen Abzweig, der wieder auf keiner Karte zu finden ist. Nach einiger Grübelei schleusen wir wieder aufwärts, um uns noch in der anderen Richtung umzusehen. Als wir wieder in zunehmend bewohnte Gebiete kommen werden wir unsicher. Schließlich sieht unser Fluß mehr und mehr wie ein Abwasserkanal aus. Das war wohl nichts.(Warum ist eigentlich keiner von uns auf die Idee gekommen mal nach der Himmelsrichtung zu schauen?) Also paddeln wir wieder zurück zur Schleuse, lassen einige tausend Liter Wasser bergab strömen, mitsamt unserem Boot.
Zum Glück treffen wir diesmal jemanden, der sich hier auskennt und bekommen eine vorzügliche Wegbeschreibung. ( Hinter der Schleuse Abzweig rechts ist der schnellere Weg zur Hauptspree, nur bei ausreichend Wasserstand zu fahren. Geradeaus geht es aber auch.) Schon nach kurzer Zeit sind wir wieder auf der Hauptspree. Glücklich darüber endlich wieder auf dem richtigen Weg zu sein, gönnen wir uns erstmal eine Pause. Der Rest des Weges stellt uns dann vor keine Schwierigkeiten mehr. Sogar der Campingplatz ist gut zu finden, weil ausgeschildert. An der Rezeption erhält man einen Schlüssel für einen kleinen Hintereingang, der nur wenige Meter vom Wasser entfernt ist. So braucht man das Boot nicht so weit zu schleppen.
Nachdem wir unser Zelt aufgebaut haben gehen wir zur Rezeption, um den Papierkram zu erledigen. Hinter der Schranke stehen zwei Pinzgauer mit Aufklebern der Berlin-Breslau. Die Autos haben wir beim Start in Berlin schon gesehen. Ihre Fahrer stehen in der Rezeption, und so kommen wir schnell ins Gespräch. Einer der beiden hatte sich im Tagebau bei Senftenberg überschlagen. Dabei wurde das Auto erheblich beschädigt. Zwar konnte einiges gerichtet werden, aus Sicherheitsgründen entschloß man sich aber zur Aufgabe. Als schließlich das zweite Fahrzeug mit Motorproblemen zu kämpfen hatte beschlossen beide Teams, die übrigens aus Österreich angereist waren, die Heimreise anzutreten. Der Zufall verschlug sie auf den Campingplatz in Lübben und beschehrte uns einen langen und lustigen Abend, an dem jede Menge Benzin gequatscht wurde. Den nächsten Tag legten wir deshalb als Ruhetag fest.
3.Tag
Heute ist Gammeltag. Nach dem Aufstehen holen wir frische Brötchen vom nächsten Bäcker im Ort. Nachdem wir gefrühstückt haben schauen wir bei den Österreichern vorbei. Hier ist noch alles ruhig, die Jungs müssen ziemlich fertig sein. Wir hängen die mitgebrachten Brötchen an ihr Auto und lassen sie schlafen.
Um uns die Zeit zu vertreiben unternehmen wir einen Gang durch Lübben. Hier gibt es z.B. ein Schloss, welches liebevoll restauriert worden ist, zu besichtigen. Außerdem haben wir noch einen Park gefunden, welcher anläßlich einer Landesgartenschau errichtet wurde. U.a. gibt es hier einen „Garten der Sinne“. Zunächst lächeln wir darüber, probieren dann aber doch einige Sachen aus, und siehe da, es ist doch ganz lustig!
Zurück auf dem Campingplatz, schauen wir wieder bei den Österreichern vorbei, wo inzwischen das Leben zurückgekehrt ist. Man ist gerade fertig mit frühstücken (manch andere Leute halten gerade Mittagsschlaf), und nun will man daran gehen, die Autos flott für die Heimreise zu machen. Wir leisten etwas Gesellschaft, können aber keine Hilfestellung geben. Am späten Nachmittag verabschieden wir uns schließlich von unseren neuen Freunden, die ihre Heimreise antreten. Gemütlich lassen wir den Tag ausklingen, morgen müssen auch wir weiter.
4.Tag
Als wir endlich starten, ist es fast Mittag. Spreeabwärts geht die Tour, fahren wollen wir heute soweit es geht und dann irgendwo übernachten. Das ist insofern problematisch, daß wir kilometerweit durch Naturschutzgebiete fahren. In Brandenburg gibt es zwar das Recht der einen Nacht, ausgenommen sind allerdings Schutzgebiete. Wird man hier beim Campen erwischt, drohen empfindliche Strafen. Deshalb beschließen wir auch, in Petkampsberg zu bleiben, als wir nachmittags hier eintreffen. Hier ist Übernachten für Wasserwanderer erlaubt. Anmelden kann man sich in der Gaststätte „Petkampsberg“ direkt am Anlegeplatz. Obwohl man nicht den Eindruck hat, daß hier das Kneipenleben tobt, bekommt man im Lokal ein vorzügliches Essen.
Geboten wird bürgerliche Küche, die Portionen sind mehr als reichlich und äußerst schmackhaft. Hoffentlich bleibt es in Zukunft so! Für Camper gibt es an diesem Platz allerdings ein Problem: Trinkwasser ist hier nicht zu bekommen. Man sollte also ausreichend Wasser mitführen. Die sanitären Anlagen sind benutzbar, man sollte die Ansprüche aber nicht zu hoch schrauben. Warmes Wasser gibt es nicht. Dafür schmeckt das Bier, so daß der Tag nicht mehr allzu lang wird.
5.Tag
Heute müssen wir mal wieder ein paar Kilometer zurücklegen, um ein Stück näher zur Heimat zu kommen. Aufgrund des nicht nachlassenden Windes entschließen wir uns heute endgültig, unsere Route in Richtung Teupitzer Gewässer zu ändern. Hier haben wir nur noch eine Hürde zu nehmen: den Köthener See, welcher bei Wind schwierig zu befahren ist. Doch bis dahin ist es noch ein Stück.
Nur etwa einen Kilometer von Petkampsberg entfernt biegen wir in den Puhlstrom ein. Wir versprechen uns davon windgeschütztes Fahren mit wenig Publikumsverkehr.
Und wir werden nicht enttäuscht: Schon nach wenigen Minuten wähnen wir uns am Amazonas (diese kleine Übertreibung sei erlaubt). Wildnis pur umgibt uns. Die Fahrt geht durch ein Naturschutzgebiet, der Wald ist sich selbst überlassen. Wurzeln ragen zum Teil bis ins Wasser. Der Wasserstand ist ziemlich niedrig, so daß wir auch mal Grundberührung haben. So wird es nicht langweilig, weil wir ständig lauernden Untiefen ausweichen müssen. Einen Nachteil gibt es allerdings: Die Mücken, vor denen wir bisher Ruhe hatten, stürzen sich hier auf uns. Chemie muß ran.
Um zum Köthener See zu gelangen fährt man vom Puhlstrom aus in den Randkanal. Wir jedoch fahren den Puhlstrom weiter abwärts bis Leibsch, in der Hoffnung, hier unsere Lebensmittelvorräte auffrischen zu können. Allerdings müssen wir feststellen, daß es hier keine Einkaufsmöglichkeiten gibt. Also müssen wir weiter bis Märkisch Buchholz. Die Wasserwanderwege sind im Unterspreewald gut ausgeschildert: An jedem Abzweig gibt es Wegweiser mit Ortsnamen und Entfernungsangaben sowie Namen des Wasserlaufs. Angaben über Einkaufsmöglichkeiten wären für Wasserwanderer durchaus wünschenswert, vielleicht sollten die Verantwortlichen mal darüber nachdenken.
Hinter der Schleuse Leibsch fahren wir auf dem Spree-Dahme-Umflutkanal, der uns nach Märkisch-Buchholz bringt. Zuvor müssen wir aber nun über den Köthener See.
Wie befürchtet wirft sich uns heftiger Wind entgegen. Hier zeigt sich deutlich der Nachteil eines Kanadiers: Die große Windangriffsfläche macht das Boot schwer steuerbar. Immer wieder muß stark gegengelenkt werden. Schließlich fügen wir uns und queren den See mit dem Wind fast im Rücken, um dann am Ufer entlang den Ausgang aus dem See anzusteuern. Wieder auf dem Spree-Dahme-Umflut-Kanal haben wir Ruhe vor dem Wind. Navigatorisch gibt es jetzt auch keine Probleme mehr, denn auf dem jetzt folgenden Streckenabschnitt waren wir schon öfter unterwegs.
Nur eine gute Stunde brauchen wir noch bis Märkisch- Buchholz. Hier füllen wir unsere Vorräte auf, bevor wir weiterfahren. Eigentlich haben wir jetzt zwei Möglichkeiten: Übernachtung in der Wildnis oder Weiterfahren bis zum nächsten Campingplatz. Das wären aber noch gut 17 km, zuviel für den Rest des Tages. Glücklicherweise gibt es in Märkisch-Buchholz einen neuen Biwakplatz, wie wir an diesem Tag entdecken. Gleich hinter dem Wehr Märkisch-Buchholz (Achtung! Wehr und Brücke werden neu gebaut. Deshalb ist die Bootsschleppe außer Betrieb. Unterhalb des Wehres haben wir einen gummibereiften Wagen gesichtet, der zum Bootstransport genutzt werden kann) hat die Gemeinde auf einer Uferwiese ein Sanitärhäuschen errichten lassen, mit WC, Duschen und Waschgelegenheiten.
Eine Küche ist auch vorgesehen, war aber noch nicht in Betrieb.Für die Übernachtung waren einige Euro pro Person fällig, hinzu kommen je WC- bzw. Dusch-/Waschbenutzung einige Münzen. Diese müssen mitgebracht werden, da nur so die Türen geöffnet werden können. Besser wäre hier vielleicht ein höherer Pauschalpreis und die Herausgabe eines Schlüssels gegen ein entsprechendes Pfand, denn wer hat beim Campen schon eine handvoll Münzen dabei? Trotzdem ein dickes Lob an die Gemeinde, weil sie an die Wasserwanderer gedacht hat! Wir bleiben also hier und machen uns einen schönen Abend.
6.Tag
Heute ist der letzte Tag, um noch mal ein Stück vorwärts zu kommen. Dank der Unterstützung durch die Bau- und Möbeltischlerei Thomas Wischrob sind wir zwar unabhängig, was unseren Zielort betrifft, trotzdem wollen wir noch ein gutes Stück zurücklegen. Wir planen die Fahrt Dahme-abwärts bis Prieros. Hier wollen wir uns dann nach einem Campingplatz umsehen. Die Strecke sind wir schon mehrmals gefahren, trotzdem gibt es immer wieder etwas zu beobachten.
Die Vogelwelt bringt vor allem Jens immer wieder in Aufregung, jedoch schafft er es nicht, gute Nahaufnahmen zu machen. Zu lange dauert es, den Fotoapparat aus seiner wassergeschützten Verpackung zu befreien. In Prieros gönnen wir uns einen Kaffee und einen Eisbecher, ehe wir uns auf die Suche nach einem Campingplatz begeben. Was wir an den Ufern finden entspricht allerdings nicht unseren Vorstellungen. Wir entschließen uns letztendlich, den Platz am Hölzernen See anzusteuern: Den kennen wir, hier wissen wir was uns erwartet. Das bedeutet zwar nochmal harte Arbeit bei der Seenquerung, aber gegen 18.00 Uhr haben wir unser Ziel erreicht.
Letzter Tag
Nachdem wir ausgeschlafen und gefrühstückt haben organisieren wir erstmal unsere Heimreise. Dann bleibt uns nur noch, das Boot sauber zu machen und auf Thomas zu warten. Gemeinsam genießen wir noch ein Mittagessen, bevor wir nach Hause fahren, und bereits von der nächsten Fernreise nach Ägypten träumen. All-Inclusive Bierchen am Strand, und sommerliche Temparaturen mitten im Winter sind doch immer wider klasse Abwechslung. Aber auch auf einer Flusskreuzfahrt kann man viel erleben, sofern man nicht seekrank wird 😉